Google+ Hardboiled SCB: Biografie - Kapitel 6

Montag, 12. Mai 2014

Biografie - Kapitel 6

Meine persönlichen Sünden - Das perfekte Verbrechen 1979

Wenn ihr diese Zeilen gelesen habt, dann werdet ihr mich richtig einschätzen. Viele Leute meinen ja, ich sei ein Altrocker, der gerne Bier säuft, Hardrock hört und den SCB abartig liebt. Das stimmt sogar. Aber, oder gerade deswegen, war es auch bei mir so, dass ich schon ein paar Sachen geboten habe, die nicht ganz stubenrein waren. In den nächsten hochstehenden Beiträgen werde ich Euch ein paar Sünden vorstellen. Ihr werdet sehen, dass ich bereits 1979 fähig war, das fast perfekte Verbrechen zu begehen. Ihr werdet merken, dass ich ein kaltblütiger Organisator bin. Ich wäre fähig, der Conchita ihren Wurst-Bart abzurasieren ohne dass sie es merken würde. Während dem Singen. Ich bin durchtrieben, aber das braucht man halt ab und zu. Wie gesagt, ich war unschuldige 17 Jahre alt, als ich das erste Mal so richtig grob inszenierte.

Der SCB war auf Meisterkurs und es stand ein Spiel in Sierre an. Da es an einem Samstag ausgetragen wurde, der Spielbeginn zusätzlich noch auf 17.45 Uhr verlegt wurde, wollte der kline kline Saubube Tuni natürlich an dieses Spiel gehen. Die Kultfirma Berner & Wanzenried hatte einen Extra-Zug organisiert, der mich dank dem frühen Spielbeginn wieder rechtzeitig auf Bern gebracht hätte. Remember, ich wohnte damals noch in Burgdorf. Der letzte Zug fuhr immer um 23.28 Uhr ab, ein Bummler, der hielt in Ortschaften die es heute nicht mehr gibt weil sie gesprengt wurden. Das einzig kleine Problemelililili das ich hatte: Mein Eltern. Hätte ich, die Betonung auf "hätte", meine Eltern gefragt, ob es denn mal so locker drinliegen würde ins Wallis zu jetten, die Reaktionen darauf wären vernichtend gewesen, meine Mutter wäre weissend wie ein Hundebaby durch die Wohnung gelaufen und mein Vater hätte mir den Kartoffelstock samt der Rührkelle in den Mund gestopft. Lacht nicht, damals waren noch andere Zeiten als heute, wo bereits 10-jährige ein Miley Cyrus-Ticket haben, alleine mit dem Zug nach Zürich jetten, 2 Bier pro Stunde saufen und das Konzert dann langweilig finden weil Miley nur ein bisschen pervers tut auf der Bühne. Damals war alles noch Sitte und Ordnung, und ein Flaumträger gehörte nicht an ein Auswärtsspiel. Basta.

Doch eben, der Fanatismus war schon damals zu gross für diese Welt. Mein Hirn hämmerte, ich musste den perfekten Plan orchestrieren. Nach 4 Stunden hirnen hatte ich alles durchgedacht und schritt zur Ausführung. Als erstes ging ich bei meinem Arbeitgeber (ich sage nicht wer es war, sonst verklagt mich die Firma Wander AG plötzlich noch) während der Mittagspause ins Sekretariat. Illegal. Heimlich. Die Sekretärin mit den walzenförmigen Hängebrüsten war, wie geplant, wohl am BH kaufen, aber nicht im Büro. Meine Chance. Ich brauchte ein original Firmen-Briefpapier mit Logo und Wasserzeichen. Kult wie ich mich da rein geschlichen habe, sicher 290 Puls und Gummiknie, gelle? Aber ich schaffte es, das Teil war in meinem Besitz. Danach, ich musste wieder eine Mittagspause verschwenden. Im Büro konnte ich das Teil einspannen und einen wunderschönen Text schreiben. Eine Einladung zu einem Lehrlingsessen, leider etwas kurzfristig weil der oberste Boss neu gewählt wurde und so, einfach ein Riesengeleier. Aber es sah verdammt offiziell aus. Ich war stolz auf meine Arbeit.

Danach ging ich mal nach Hause, tat vor den Eltern extrem schlecht gelaunt, sie fragten was denn los sei, ich antwortete gespielt verärgert, dass so ein Scheiss-Anlass am Samstag sei, ich gehe aber nicht, ob sie mich nicht entschuldigen können. Wie erwartete blitzte die Autorität der Oldies nun auf, "natürlich gehst Du da hin Du Lumpen-Bub". Innerlich jubelte ich, gegen aussen setzte ich eine weinerliche Miene auf. Alles war perfekt gelaufen, wirklich CSI-mässig, mein Puls ging erstmals wieder runter auf meine Normalwert von 25 Schlägen pro Minute, weil ich so eine durchtrainierte Sau bin. Jaja.

Der Samstag war da, ich zog meine alte Konfirmationsschale an, das wollten meine Eltern so. Artig habe ich mich verabschiedet, bin auf mein Töffli der Marke Batavus Modell Teddy gestiegen und an den Bahnhof getuckert, die Spitzengeschwindigkeit auf diesem Töffli war ungefähr 12 Stundenkilometer, sogar einbeinige Greise haben mich auf dem Velo überholt. Egal. Am Bahnhof folgte dann Aktenzeichen XY genial, ich holte meinen am Vorabend deponierten Plastiksack vom Gepäckträger und zog mich neben dem Velostànder um. OK, war etwas peinlich da ich auch die Hosen wechselte, ich wollte in Jeans auf Sierre, logo. Ein paar Damen haben mich beobachtet, seit dem habe ich den Übernamen "Hengst" oder "Seifredi", keine Ahnung warum, ist doof. Nun voll in SCB-Schale ging es in den Zug nach Bern, dort umsteigen in den mit 500 Fans gefüllten Extrazug. Das Spiel war top, der SCB gewann irgendwie 9:4 und wurde ja dann schlussendlich auch Meister. Und ich war dabei, dank einem Meisterwerk von Betrug.

Danach artig nach Hause, alles klappte perfekt, am Bahnhof wieder das Umhosen, heim zu Muddi und Vaati. Stolz haben sie mich angeblickt, immer noch der Meinung dass ich als Seitenscheitel-Lehrling einen Firmenanlass besucht hatte. Da ich damals noch nicht gesoffen habe, merkten sie mir wirklich nichts an.

Wenn ich heute daran denke, was da alles hätte schief laufen können ... Den letzten Zug verpassen oder so, oder ein Misstritt in Sierre und das Telefon an die Oldies dass ihr Saubube in Sierre gerade am Knöchel operiert wird ... egal, die Liebe zum SCB treibt einem eben auf jeden Weg. Hauptsache man sieht das Spiel!

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