Google+ Hardboiled SCB: Biografie - Kapitel 3

Freitag, 2. Mai 2014

Biografie - Kapitel 3

Die Lehrjahre als SCB-Gnom (1979 -1989)

Was für ein historisches Dokument!
Und weiter geht es! Seit ihr fit genug für ein weiteres Kapitel dieser nobelpreisverdächtigen Biografie? Gut. Denn nun kommt eine hochinteressante Phase, es waren quasi meine Lehrjahre als selbstständiger SCB-Fan. Nachdem ich aus der Schule entlassen wurde, trat ich wie alle braven Bürger in das Berufsleben ein. Ich verdiente, wenn auch wenig, in der Lehre meine ersten Kohlen. Also bestellte ich mir sogleich mein erstes Abi. Und, das war dann eher peinlich, ich hatte endlich Geld für meine Fan-Ausrüstung. Ich kaufte mir unsägliche SCB-Moon-Boots , darin sah man aus wie ein Astronaut mit einem Wolf am Sack. Dann zwei Pulswärmer, eine Verwandte lismete mir noch Stülpen und einen Pulli. Im Shop wurde noch ein Perret gekauft, dann das Halstuch von meiner Mutter. Alles gut und recht. OK; meine Mutter hatte anstatt dem satten SCB-Gelb ein Zitronengelb eingelismet, aber wir sind ja nicht kleinlich. Ich sah in Vollmontur aus wie ein explodierter Papagei ohne Eier. Ich danke der ganzen Welt, dass von dieser Zeit kein Foto existiert. 

Nun trank ich auch stolz vor jedem Spiel eine Flasche Bier. Ich fühlte mich nun unheimlich männlich, auch wenn ich angezogen war wie ein Spielgruppen-Esel. Dann trat noch meine erste Freundin in mein Leben, nennen wir sie Dost. Ich sah sie zum ersten Mal in einer Langnauer-Fan-Kleidung, kurz darauf ist sie zum SCB konvertiert, jaja, auch wegen mir. Die Spiele hatten nun eine neue Dimension erhalten. Ich stand mitten in der Stehrampe, tobte ab wie die Grossen und hatte eine Freundin neben mir. Ihr kennt es ja, man macht dann diese herrlichen Spiele wie "bei jedem Tor stecken wir uns die Zunge in den Hals" und so weiter. Oder bei einem Iceing durfte ich ihr kurz und kräftig an den Hupen drücken. Man stelle sich diese neckischen Sachen in der letzten Saison vor ... bei unseren gefühlten 1200 Iceings pro Spiel ... die Dame hätte so blaue Hupen gehabt dass alle Leute meinten ein Krankenwagen läuft aus dem Stadion. Aber egal, es war eine sehr romantische Phase.

Weniger romantisch war dann mein erster selbständiger Auswärtsmatch. Ich hatte die Fahrprüfung bestanden und mir einen Corolla gekauft, in einer schicken Senffarbe, er sah etwa so aus wie das Abi auf dem Bild. Der SCB war ja inzwischen abgestiegen und es stand 1982 ein Spiel in La Chaux-de-Fonds an. Ich wollte dahin fahren, für das hatte ich ja die Prüfung gemacht. Ich schaute kurz vor der Abfahrt in meinen Atlas um die Ortschaft zu orten. Ach so, von Burgdorf über Bern und dann nach Chaux-de-Fonds, alles klar. Ich lud Dost ein und wir tuckerten los. Es gab noch keine Navis und die Karte liess ich leider Zuhause. Wer meinen Orientierungssinn kennt, der weiss was jetzt kommt: Auf der Autobahn in Bern suchte ich verzweifelt eine Richtungsangabe nach La Chaux-de-Fonds. Nichts. Mein Gesicht wurde immer röter, mein Hirn immer bleicher. Die Irrfahrt führte uns ungefähr 2 Stunden in und um Bern herum, doch ein Wegweiser war nicht zu finden. Um 19.00 Uhr waren wir wieder Zuhause in Burgdorf. Brutal bin ich gescheitert. Ich Wurst.

Sportlich war es mehr Tal als Berg in dieser Zeit. Der SCB stieg ab und dümpelte in der NLB herum. Dank meiner unsäglichen Rekrutenschule verpasse ich 2 Heimspiele, das verzeihe ich den Kriegstreibern nie. Ich habe seit 1978 genau 3 Heimspiele verpasst, 2 davon wegen der Achtungsstellung, ein Skandal. Ein anderes Mal heiratete meine Cousine in Italien, da kann man ja noch einen Schwamm drauf drücken. Genervt hat es aber auch. Aber eben, mein Fanatismus stieg, auch wenn der SCB in der B rumdümpelte. Die Zeit war fantastisch, die Auswärtsspiele erreichte ich nun auch, da ich nun eine Karte im Auto hatte. Leider folgte dann Beziiehungsstress, Meine Freundin verdoistinovte mich, sie tauschte mich ein gegen einen Tessiner ein. Ich war wieder solo. Nicht lange, denn dann trat die Moge in mein Leben. Die ersten wilden Partys waren nun auch an der Tagesordnung, ein SCB-Spiel endete in der Regel in den Morgenstunden mit einer weinenden Leber. Durch den Aufstieg am grünen Tisch war dann bald auch wieder NLA-Hockey in der Halle, das brachte mir dann den endgültigen Kick. Gekleidet war ich übrigens inzwischen wieder normal, der SCB muss bei mir einfach im Herz sein und nicht in 121 Kleidungsstücken.

Das einzige Problem war: Die Auswärtsspiele waren geil, doch mit der eigenen Karre war es mühsam da man nichts trinken konnte. Oder besser: sollte. In den offiziellen Cars war es mir stinklangweilig, nun gut, die eigene Karre wurde dann mit guten Jungs vollgestopft, so war auch etwas Car-Stimmung in meiner Senftube. Aber das war keine Lösung. Es war dann Moge, die mich in eine Organsitation brachte, die mir fast den Senkel pflaschte.

Lest im nächsten Kapitel: Exzess, Absturz, geile Leute: Die Partys mit Bäregrabe (1990 - 2002)

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