Google+ Hardboiled SCB: Biografie - Kapitel 10

Mittwoch, 21. Mai 2014

Biografie - Kapitel 10

7 Sünden darf man machen

Ja, es war eine chaotische Zeit als ich aktiv im Bäregrabe umherjagte. Das Leben drehte sich fast nur um den SCB, mein Arbeitgeber, eine Grossbank die vor allem in den USA unheimlich beliebt ist, musste oft unter dem leiden. Im Nachhinein ist es für mich fast eine Sensation, dass ich erst gaaaaanz spät freigestellt wurde. Allerdings war es mir da egal, da ich bereits eine neue Stelle hatte. Aber es waren unglaubliche Sachen dabei, die toleriert wurden. Eventuell wusste man einfach nicht, wie man mit so einem Fall wie mir umzugehen hat. Egal, wie gesagt, es war die ganz wilde Zeit, die ist jetzt vorbei und an der nächsten Arbeitsstelle habe ich privates vom Beruf strikte getrennt. Nun aber zu meinen Todsünden in der grossen und reichen Bank.

Sünde 1
Nach einem Auswärtsspiel (Dienstag) in Davos und einer Heimkehr mit 3,8 Promille, blieben mir nur 3 Stunden Schlaf. Als ich im Büro eintraf, war ich relativ schlecht gelaunt und verkatert. Im Gang zündete mich noch einer wegen der Niederlage an, ihr kennt das, nur wenn Bern verliert kommen die sogenannten Neutralos Dich anleiern. Egal, er machte mich hässig. Deshalb öffnete ich die Büro-Türe etwas gröber als sonst. Fazit: 1 ausgehängte Tür, sauber an den Scharnieren ausgerissen. 1 Delle in der Stellwand (dort wo die Türfalle eingeschlagen ist. Sachschaden: 2500 Franken. Plus 3 traumatisierte Angestellte, die schon im Büro sassen und ziemlich erschrocken sind.

Sünde 2 
Mein Büroschlaf. Gerade wenn man aus Davos oder Lugano heimkehrte, war es sehr hart, um am Mittwoch konzentriert zu arbeiten. Die Promille taten das Seinige dazu. Das am Bildschirm einnicken war aber doof, da erschrickt man dauernd weil man meint jemand sieht einem so. Die Lösung: unter den Schreibtisch gehen, mit Altpapier ein Kissen formen und hemmungslos pennen. Gesunde 4 Stunden Schlaf, und ich war wieder fit. Mein vis-a-vis, der Labo, hat mich unzählige Male nicht verpfiffen und sogar noch gedeckt, ich danke ihm nochmals.

Sünde 3
Auswärts in Langnau war ich während einem Match total in Rage. Ich tobte an der Bande (damals war das noch möglich) rum wie ein Berserker. Ich kletterte hinter dem Tor das Fangnetz rauf und beleidigte von dort oben die schräg von mir stehenden Leute aufs Übelste. Wäre ja alles OK gewesen, aber dort standen auch mein Chef und diverse Bankangestellte. Ich wusste doch nicht, dass die Eseffen ausgerechnet diesen Match ausgewählt haben um zusammen was zu erleben. War mir am Montag natürlich peinlich weil die betroffenen Leute die beledigte YB-Wurst spielten. Mein Chef sagte dann 2 Monate lang nur noch "Mann muss sich schämen ab Dir"; auch das nervte so nach 3 Tagen langsam.

Sünde 4
Nach einem Lugano-Spiel kam ich hackedicht nach Hause. Mir war übel, so entschloss ich mich auf dem Klo zu übernachten. Ich erwachte etwas spät, den Kopf in der Katzenkiste, das war vielleicht dämlich. Ich musste ins Büro hetzen, da eine wichtige Sitzung mit der Zürcher Bank war, die uns inzwischen übernommen hatte. Da ich spät dran war, konnte ich weder duschen noch Kleider wechseln geschweige denn mein Edelhaar in Form trimmen. Ich erschien zwar pünktlich an der Sitzung, doch meine Ausstrahlung war eher dürftig. Ich roch wie ein Bierfass, musste dauernd glucksen, hatte Blut an den Hosen (keine Ahnung woher), meine Frisur sah aus wie die Frisur von der Frisur, jedesmal wenn ich den Kopf bewegte rieselte Katzensand auf den Sitzungstisch (wegen meinem unfreiwilligen Kopfkissen). Das war definitiv nicht mein Tag.

Sünde 5
Ich musste um 14.30 weg, weil der Car nach Davos wartete. Doch ich wurde verknurrt, bis 17.00 Uhr die Stellung zu halten. Also habe ich eine Sitzung in Zürich erfunden, wo ich per Zufall um 14.30 weg musste. Hat alles prima geklappt, ich war sehr stolz auf diesen Plan. Leider vertraute mir mein Chef schon lange nicht mehr, er hat eine Telefonaktion gestartet und hat nach 2 Sekunden herausgefunden, dass es a) keine Sitzung in Zürich gibt und b) die Teilnehmer gar nicht existieren. Sehr fiese Aktion vom Chef. Egal, ich war in Davos.

Sünde 6
Mein neuer Chef kam aus Zürich, weil eben die Bank aus Zürich uns geschluckt hatte. Wie Gina Wild. Der wollte sich ziemlich einschleimen und erzählte mir bei jeder Gelegenheit, wie sehr seine 2 Töchter SCB-Fan seien und dass er dauernd hier in Bern SCB-Artikel kaufen müsse. War mir eigentlich egal und interessierte mich nicht die Bohne. Als ich dann in Zürich vor dem Hallenstadion rumgeierte, sah ich per Zufall meinen Chef mit seinen 2 Töchtern. Herrlich. Beide Töchter hatten 210 ZSC-Sticker angestochen, die komplette Fan-Ausrüstung der Lions angezogen. Es fehlte nur noch das Tattoo auf der Stirne. Ich war ausser mir, 3 Jungs hielten mich zurück, meine verbalen Beleidigungen muss er aber gehört haben. Lügebold, elender. Ab diesem Tag war unser Verhältnis, hm, sagen wir mal "sehr angespannt".

Sünde 7
Nun begann der Zürcher Chef mich zu nerven und zu mobben. Ich spürte, dass er mich weghaben wollte. Zum Glück fand ich eine geile Stelle und kam dem Deppen zuvor: ich kündigte. So musste ich einfach noch meine 3 Monate Kündigungsfrist absitzen. Es gab dann noch einen Disput wegen einer Abwesenheit, er wollte, dass ich das von meiner Gleitzeit abbuchen müsse, obschon es in diesem einen Fall nicht richtig war. Aber egal, ich wollte nicht mehr leiern, ich buchte es ab, als Abwesenheitgrund gab ich den legendären Code "Schwangerschaft" ein. Witzig oder? Am nächsten Morgen stand ein Mercedes mit ZH-Nummer vor der Bank. Oha, ich kam in die Firma, wurde gleich abgefangen, wurde an meinem Platz begleitet, durfte 2 Minuten meine persönlichen Sachen aus den Schubladen nehmen und wurde dann vor die Tür gesetzt. So geil. Peinlich war nur noch das Ausräumen der Schublade, ich hatte ganz vergessen, dass dort noch ein Vibrator lag (den wir schlussendlich in Zug aufs Eis schmissen, einfach so, als Gag, der Eismeister wurde richtig giggerig). Aber das machte den Braten auch nicht mehr feiss.

Krass was ich mir alles erlauben konnte. Das hier waren nur die markantesten Sachen im Zusammenhang mit dem SCB, im Sommer und so liefen genau so viele Desaster. Aber wie gesagt, geschockt hat es mich nicht, ich hatte bereits eine neue Stelle und mit dem Ruf war es sicher auch besser, nochmals von Vorne zu beginnen. Aber es war eine geile Zeit, der SCB war Trumpf und der Arbeitgeber war quasi der Sponsor für Deine Orgien. Klasse!

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