Google+ Hardboiled SCB: Biografie - Kapitel 2

Mittwoch, 30. April 2014

Biografie - Kapitel 2

Wie ich in den SCB eingeführt wurde (1970 -1978)

Was für ein Sprenzel ohne Renzel
So, es geht weiter mit dieser bewegenden Biografie. Ich will mich nicht aufdrängen, aber bei 791 Kapitel muss man halt etwas Gas geben. Uha. Habt ihr diese Biografie komplett gelesen, steht ihr auf einer Stufe mit den belesensten Menschen dieser Erde. Ob ihr Goethes Faust lest oder meine Biografie - es erschlägt Dich. Nur ist meine Biografie interessanter.

Also, wir kommen in die 70-igerjahre. Der HC La Chaux-de-Fonds war in dieser Zeit das absolut dominierende Team und gewann Meisterschaft um Meisterschaft. Ich glaube die Jurahoden wurden 6 mal in Serie Meister. Das realisierte ich aber noch nicht ganz als 8-jähriger Mümmelpeter. Doch ich interessierte mich langsam für die Kommentare meines Daddys, wenn er die Zeitung durchblätterte. Er lamentierte immer beim Sportteil, immer bei behelmten Menschen mit einem Bär auf der Brust. Genau so fing das Interesse für das wohl geilste Spiel der Erde an. Da man seinen Oldies in dieser Phase des Lebens immer nacheifern will, begann ich die Artikel ebenfalls zu lesen. Dass es um den SCB ging, begriff ich bald. Ab diesem Moment war dieser Verein ein Thema, da ich auch geschickt ausnutzen konnte, denn wenn die Buben gesiegt hatten; hatte mein Vater danach eine Spitzenlaune und sagte zu gar nichts mehr "nein" wenn ich was fragte.

Der grosse und entscheidende Tag kam 1971. Mein Vater zeigte mir stolz 2 Tickets für das Spiel SC Bern - EHC Kloten. Ich durfte die Buben also live begutachten gehen. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartete, OK, einfach ein Hockeyspiel schauen gehen, dachte ich. Das Stehplatz-Ticket kostete 6.- sFr, Ermässigung gab es nur wenn man kurze Haare und Bundfaltenhosen trug, die Tickets sahen aus wie Kino-Tickets des Schmuddelkinos Palace in Burgdorf, wo immer die Hobler-Filme liefen. Für uns Burgdorfer war es eine Sensation wenn man an SCB-Tickets ran kam, nicht vergessen: Da gab es noch keine Ticket-Hotlines oder Ticketcorner-Abriss-Buden. Man musste auf Bern fahren, wurde dort als Bauernlümmel beschimpft und verirrte sich meistens danach in der Grossstadt und fand erst Wochen später wieder nach Burgdorf zurück.

Also, der grosse Tag war da. Nervös war ich überhaupt nicht, mein Daddy pfupfte flott in Richtung Eisstadion. Für mich kam dann der Flash, wie er wohl auch bei Euch gekommen ist. Als ich zum ersten Mal diese Menschenmasse sah, stand ich wie besoffen im Bitz rum. Noch nie hatte ich so viele Leute auf einen Haufen gesehen. Und laut war es. Und es frierte mich an die Scheichen ohne Ende. Das ist bis heute geblieben. 1973 gab es noch keine "goldene Mitte", die Anfeuerungsrufe starteten irgendwo und zogen dann durch die ganze Stehrampe durch. Was war das für ein Feeling! In diesem Moment hatte ich mich unsterblich in den SCB verliebt. Es war etwas einseitig, da der SCB mich gar nicht erkennen konnte weil ich gebaut war wie eine gestreckte Fischrute (s. Bild). 1973 begann mein SCB-Herz zu schlagen!

Bern gewann dieses Spiel mit 6:4. Die Mutzen zogen 4:0 in Front, der Torjubel zertrümmerte mir fast das Trommelfell ... doch danach schalteten die Herren einen Gang zurück, Kloten kam mächtig auf und konnte zum 4:4 ausgleichen. Chéhab oder wie die Wurst hiess, liess dann zum Glück noch zwei haltbare rein, der SCB gewann mein erstes Zuschauerspiel mit 6:4.

Ab diesem Moment verschlang ich jede Zeile, jedes Foto, alles was vom SCB gedruckt wurde. Ich fieberte mit wie es alle Teenager machen. Leid war einfach der Informationsfluss. Es gab immer ein paar Live-Spiele für mich, den Rest musste man sich aus dem Schniedel ziehen. Denkt daran, es gab weder Teletext, Internet, Live-Streams, Totomat, Handy, PC, Chromebook, SMS oder so, nichts, niente. Am Mittwochmorgen wählte man die 164 auf dem Telefon, dort quasselte der Sportdienst am nächsten Morgen die Resultate runter. Uha uha uha. Unvorstellbar, der SCB spielt 30 km entfernt und Du gehst pennen ohne Resultat ... aber auch im Fernsehen war da halt tote Hose, nix da mit Sport aktuell oder so. Bildberichte gab es immer einen Tag später ... aber nur bei Samstag-Spielen! Meistens schwarzweiss. Aber immerhin nervte da die Bückeli noch nicht, die hing noch in der Schüssel wenn ihr Vater am knarken war.

Ich fasse die Jahre so zusammen: Ich wurde in den SCB eingeführt, spürte ihn schon deutlich, wollte ihn aber tiefer haben. Das konnte ich aber dann erst in den nächsten Jahren ausleben.

Lest im nächsten Kaptiel: Die Lehrjahre als SCB-Gnom (1979 -1989)

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